Tirza Niklaus war so freundlich einen Tourenbericht des Sommerlagers abzufassen. Fotos folgen ev. noch später.
Viel Spass beim lesen
Simon
Tourenbericht Sommerlager JO Baselland und JO Angenstein
„Diese JO ist ja toll organisiert“,
denkt sich Teilnehmer Mario ironisch. Er steht Punkt 7.00 Uhr auf dem leeren
Liestaler Bahnofsparkplatz, eingekleidet in Tourenhosen, Bergschuhe und einen
Eispickel an den Rucksack geschnürt. Was er nicht weiss: Treffpunkt ist erst
eine halbe Stunde später und Zielort ist wegen schlechter Witterung nicht das
Kandertal sondern Südfrankreich…
Nach und nach trudeln junge Kletterer ein (mit Campingzeug statt
Hochtourenplunder), und die Autofahrt ins „Asterix-und-Obelix-Land“, genauer
genommen ins französische Orpierre, kann losgehen. Leider ohne Mario… Schade,
denn so ein JO-Lager hinterlässt Spuren in den Herzen der jungen Kletterer!
Dieses JO-Lager hat aber noch andere Spuren hinterlassen: Spuren an einem Auto...
Unglücklicherweise kollidiert in Genf ein Portugiesen-Auto mit unserem
„Büssli“. Und als endlich das Unfallprotokoll gefunden ist, kommt auch noch ein
Flughafenpolizist angeschwitzt und macht seinem Berufsstand als Ordnungshüter
(k)eine Ehre: „Si vous ne partiez pas dans 5 seconds je vous charge avec deux
cents francs pour placer votre bus ici!“
Ausser Simon kann keiner von uns richtig Französisch, aber das wir da weg
sollten, war uns dann klar…
Die weitere Hinfahrt verläuft dafür schön friedlich, Dani ist konzentriert am
Steuer und wir jassen und rätseln an einem Rätsel herum: Wenn das gelbe
Pünktchen in die Sonne geht, und das blaue Pünktechen ins Wasser, wo geht dann
das ROTE Pünktchen hin? Bei der Ankunft in Orpierre viele Autofahrtstunden
später wissen alle wo das rote Pünktchen hin geht: Es geht auf die Nerven… haha =) Beim
Znachtkochen machen wir eine weitere Erkenntnis: Die Spaghetti hier in Orpierre
sind innen hohl! Das ist französische
Effizienz …!?!
Unsere Zeltnachbarn, die Franzosen vis-à-vis , haben zu unserem grossen
Vergnügen mehr Probleme mit der Effizienz als die Spaghetti-Ingenieuren: Zu
zweit hantieren sie an etwas herum, das aussehen sollte wie ein Zelt, aber
aussieht wie Tippi. Uns amüsierts, und während wir genüsslich hohle Spaghetti
verschlingen, rufen unsere verzweifelten Nachbarn bei einer Zeltbau-Hotline an.
Das „Tippi“ landet im Abfall und ein neues Zelt wird aufgestellt (diesmal
richtig), und wir applaudieren mit einer Standing-Ovation :-D ! Während am
nächsten Morgen das Franzosen-Zelt nur noch zur Hälfte steht, wird unser
JO-Camping-Fleckchen immer schmucker: Teilnehmer Sämi , baselländischerJO-ler des Jahres, macht seinem Namen
alle Ehre. Auf seine Entdeckung hin schleppen die JO-ler mit vereinten Kräften
schwere Steinplatten und Balken aus dem Nichts heran und so stampfen wir unsere
private JO-Kochstelle aus dem Boden – das ist eben schwiiizer Effizienz... ;-)
Unsere Tätigkeit Nr.1 ist lachen (ausser bei Sämi: lachen und essen), aber wir klettern natürlich auch
sehr viel in diesem wunderschönen Gebiet.
Die Routenbauer waren überhaupt nicht sparsam: Im Minimum alle 2 Meter sind
bombensichere Bohrhaken in steinhartem Kalk verschraubt. Da waren bei einigen
ein paar mal die Expressen zu knapp und dann waren wir eben sparsam, und zwar mit Sicherungen einhängen… (aber nur
manchmal).
In einem solchen Klettermekka fühlen wir uns schnell zu Hause und wir sind bald
super eingespielte Seilschaften. Wir geben
alle 100% Körpereinsatz und tragen auch Kampfspuren davon, die meisten an den
Händen, einige (Mirjam)unerklärlicherweise an den Beinen…
Gewisse Seilpartner unterstützen sich auch sehr wortkräftig in schwierigen Kletterpassgen:
„Nei,blabla, Seline, LINKSER!“ „Aber do hets kei Griff, Anja, wo chamer sich
denn do hebe?“ „Jo probiers ebe NO MEH LINKSER…!“ J
Um fit zu sein in Notfällen
üben einige am Abend den Selbstaufstieg an der Fussball-Torlatte. Andere (inkl.
Ruedi J ) balancieren
lieber über die Torlatte, free solo,
versteht sich. Und Sämi tüftelt ganz verzückt an einem geheimen Abseil-Knoten
(nicht-SAC-konform), den er bei einer spannenden Geschichte von Ruedi
aufgeschnappt hat. Bei
Regen am Mittwoch führt uns Ruedi in einen trockenen Überhang, und nachdem wir
uns kräftezehrende 6a /6b’s hochgekämpft haben, entdecken wir eine riesige
Höhle – bei diesem Regen ein prima Ausbildungsort für Knotenlehre, also
Seilverkürzung, Flaschenzug, Gardabremse… Das braucht weniger Fingerkraft, aber
umso mehr Hirnzellen. Und weil Denken bekanntlich ebenso hungrig macht,
verdrückt unsere 10-köpfige Gruppe sage und schreibe 40 Portionen
Kartoffelstock… (10 Portionen für Sam – nicht The Swiss Machine, das ist ja
schon Ueli Steck, aber The Ess-Machine J
) !
Ein weiteres Highlight krönt diesen Abend: Dani schneidet mit dem Kuchenmesser
Haushaltspapier entzwei, endlich haben wir Kloo-Papier! Am
Donnerstag klettern wir genial schöne Mehrseillängen, Tobi steigt souverän vor
im 6ten Schwierigkeitsgrad. Einige kommen noch in den Genuss von über 60 Meter
Abseilen über eine Felsnase (während andere nichts ahnend vor dem Auto 2
Stunden warten…. ;-) )
Abends feiern wir in einer Pizzeria Anjas Geburtstag. Während nun unser Tisch
voller hungriger Kletter ist mit leeren Teller, ist der Nebentisch umstellt von
leeren Stühlen aber beladen mit kaum angerührten Schüsseln voll Teigwaren…
Diese Teigwaren haben wir dann „gstibitzt“ und kamen so zu einer
„Gratis-Vorspeise“. Wenn das nicht effiziente
Resteverwertung ist - (leider waren die Pizzeria-Besitzer anderer Meinung)!
Neben klettern ist eine bekannte Stärke der JO-ler auch, die gemeinsame Zeit sehr lustig zu gestalten. Für die besten Lacher sorgte der Streich am Leiterzelt. Während Simon und Dani schliefen, hat Oli saubere Arbeit geleistet und unterstützt vom JO-Trupp die Reisverschlüsse vom Leiterzelt zusammengeklebt mit Tape. Der Verdacht am nächsten Morgen fiel fälschlicherweise sofort auf … Sämi natürlich ;-)
Welcome Home von Radical Face war unser (zumindest Mirjam’s und Tirza‘s) Lagerlied während dieser Woche. Tatsächlich fühlt man sich sofort zu Hause wenn die Sonne scheint, wenn der Klettergurt um die Hüfte klimpert und man genialen Fels und Spass in Aussicht hat mit tollen lustigen Leuten! Klettern ist Lifestyle, klettern ist Freiheit, das muss mal gesagt sein! Und was auch gesagt sein muss: Herzlichen Dank an Ruedi, Dani und Simon, dass ihr euch für JO-Werte engagiert und so tolle Leiter seid J J J !!!